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Sonderschau Mineralienbörse Zürich 2007: Graubünden

Das Thema der 47. Internationalen Mineralien- und Fossilienbörse Zürich 2007 hiess "Graubünden"


Die hier dargestellte kleine Reportage zeigt ein paar der Highlights dieser Sonderschau. Eine Ausstellung zum Thema Mineralien aus dem Kanton Graubünden kann nicht vollständig sein - es wurde aber trotzdem versucht, ein Querschnitt durch die vielfältigen Mineraliengesellschaften anhand von ausgezeichneten Exponaten darzustellen. Ein grosser Teil der gezeigten Stücke entstammten Privatsammlungen und sind somit normalerweise einem grösseren Publikum kaum zugänglich.

Übereinandergeschoben, Gefaltet, Umgewandelt, Hochgequetscht
- die Geologie von Graubünden

von Peter Nievergelt (Institut für Mineralogie und Petrographie, ETH-Zürich)

Der Kanton Graubünden ist nicht nur bekannt für die Vielfalt seiner Landschaften, sondern auch für seine abwechslungsreiche Gesteins- und Mineralienwelt. Jeder Reisende kann am Wechsel von Felsstruktur und Farbe erkennen, wo sich die verschiedenen Gesteine entlang seiner Reiseroute ändern. Auch die Farben auf einer geologischen Karte weisen auf die Gesteinsarten und ihr Bildungsalter hin.

Die Alpen wurden durch den Zusammenschub von Erdkrustenteilen gebildet. Die ältesten Bewegungen in Graubünden erfolgten vor ca. 100 Millionen Jahre von Osten nach Westen. Dabei wurden Krustenblöcke als Decken über einander geschoben und über eine Distanz von vielen 10er Kilometern transportiert. Diese ostalpinen Einheiten bestehen aus alten Gneisen und darauf abgelagerten Sedimenten und gehörten zu einem Kontinent, der früher im Südosten lag. Heute sind diese Gesteinseinheiten vor allem im östlichen Kantonsteil (braune Farben auf der Karte, zwischen Klosters und Poschiavo) anzutreffen und sie liegen in der höchsten Position im alpinen Deckenstapel. Darunter folgen Ablagerungen aus Sandsteinen, Kalken und Tonschiefern, die von einem - zum Teil auch tiefen - Meeresbecken stammen (Grau auf der Karte, zwischen Landquart und Vals) und als Bündnerschiefer bezeichnet werden. Auch Teile der ozeanischen Kruste wurden abgeschert und sind heute von Klosters, über das Oberhalbstein bis südlich des Engadins als Serpentin und basaltische Kissenlava erhalten (grünblaue Farben).

Die geologischen Verhältnisse in den zentralen, westlichen und nördlichen Teilen von Graubünden gehen auf alpine Bewegungen zurück, die seit ca. 40 Mio. Jahren vorherrschen. Die Faltungen und Ueberschiebungen dieser Gesteine sind die Folge eines Zusammenschubs von Süden nach Norden. Dabei wurden Gesteine auch in grössere Tiefe verfrachtet (etwa südlich von Vals bis Airolo) und stark umgewandelt; sie haben Druck- und Temperatur-Bedingungen von 7000 bar und von 600 °C erlitten.

Vor 30 bis 32 Mio. Jahren hat hochsteigende Gesteinsschmelze südlich des Bergells (Rot, Granit) die gefalteten Krustenteile durchbrochen und randlich durch Hitzeeinwirkung umgewandelt. Bei der Abkühlung ist aus der Schmelze der Bergeller Granit auskristallisiert.

Die Kollision und Verkeilung des europäischen mit dem adriatischen Kontinentalblock bewirkte aber auch, dass Krustenteile wieder Richtung Erdoberfläche hochgequetscht wurden. Hebung und Abkühlung in jüngerer Zeit wurden begleitet von spröder Deformation, so dass auch Spalten entstanden und die berühmten Zerrkluft-Mineralien aus heissen wässrigen Lösungen in schönster Form auskristallisieren konnten. Diese geologischen Vorgänge im westlichen Teil von Graubünden laufen seit ca. 18 Mio. Jahren ab. Zum Glück sind bei der Erosion durch Flüsse und Gletscher tiefe Täler entstanden, sodass die Gesteine und ihre mineralogischen Schätze freigelegt wurden, oder heute zumindest nahe der Oberfläche liegen.

Ob es nun die Schönheit der Mineralien oder das Interesse an den geologischen Vorgängen, oder doch etwas ganz anderes ist, eine Reise nach Graubünden lohnt sich auf jeden Fall. Geologie von Graubünden (Quelle: Atlas der Schweiz Ver. 2.0)
Geologie von Graubünden (Quelle: Atlas der Schweiz 2004)



Schöne Mineralien in der Sonderschau

Von Dr. Olivier Roth (Präsident Studienkreis Zürcher Mineraliensammler)

Unter Fachkreisen sind insbesondere die westlichen Teile des Kantons Graubünden mit erstklassigen Mineralien aus Zerrklüften bekannt. Aber auch die anderen Regionen haben mineralogisch etwas zu bieten - nur ist da meistens die Dichte der Vorkommen nicht so hoch.

Gebiete in Graubünden mit Mineralfunden
Mineralilenführende Gebiete in Graubünden

Riesenrauchquarz vom Val Nalps, GR, 2006 Aus der Surselva waren viele Mineralien vertreten:
Wunderbare Rauchquarze mit Gwindeln, Doppelendern und hervorragenden Stufen aus dem Giuv-Gebiet im Tujetsch: in zwei Vitrinen waren hervorragende Stufen aus den Tavetscher-Sammlungen zu bewundern: vom leider kürzlich verstorbenen Strahler Remigi Cavegn und vom berühmten Strahler Damian Curschellas. Einige Gebiete des "Bündner Oberlands" sind weltbekannt für schöne Mineralien: die Cavradischlucht am Eingang zum Val Curnera für Super-Hämatitstufen mit roten Rutilnadeln, was sehr schöne Stufen aus der Sammlung von P. Berther belegen und das Val Nalps für seltene Mineralien wie Monazit, Rutil, Anatas u.v.a. Hier wurde 2006 auch ein phänomenaler Rauchquarzspitz von über 60cm cm Länge gefundenen (s. Schweizer Strahler Feb 2007). Im Val Medel (Lukmaniergebiet) sind ebenfalls seltene Mineralien wie Apatit, Schelit, Axinit, Titanit, aber auch grosse Adularstufen gefördert worden - einige ausserordentliche Stufen aus Privatsammlungen (J. Scherrer, G. Venzin, O. Roth, U. Eggenberger) waren in der Ausstellung zu finden. Das Val Cavrein ist berühmt für wunderbar klare Quarzkristalle, manchmal begleitet von Amiant, Adular, Epidot und Calcit - sehr schöne Stufen aus dem Museum der Uniun Cristallina haben viele BesucherInnen erfreut. Das Val Lumnezia hat in den letzten Jahren insbesondere mit dem Fund zweier riesiger Kristallgruppen (950 und 1050kg) Schlagzeilen gemacht - kleinere Gruppen von diesem Gebiet haben viele BetrachterInnen in ihren Bann gezogen. Sogar ein respektabler Topas-Kristall aus einer Privatsammlung war ausgestellt. Vom Frunthorn (Grenzberg zwischen Vals und Vrin) stammen sehr gesuchte und kostbare rosa Fluorite (Sammlung A. Derungs). (Siehe auch das Buch Extra-Lapis No. 31: "Surselva")

Eine andere klassische Fundregion in Mittelbünden ist das Gebiet Domleschg - , Piz Beverin. Von hier sind besonders helle Quarzkristalle, teils mit Phantom-einschlüssen (Schynschlucht), Calcit, Periklin sowie die Titanmineralien Anatas und Brookit bekannt und waren auch in der Sonderschau vertreten. Schliesslich waren interessante Fadenquarze von der Lenzerheide sowie faszinierende Bergkristallgruppen vom Safiental und Val Lumnezia in der Ausstellung zu bewundern.

Im Dolomit des Calanda wurden früher viele wunderbare Mineralien gefunden (Blauquarz, Dolomit-Kristalle, Fluorit, Schelit u.v.a.). Leider ist da wie auch in vielen Gemeinden des Domleschgs seit vielen Jahren das Suchen von Mineralien verboten und so waren da historische Stufen vorzuzeigen.

Aus dem Prättigau sind Mineralfunde wenig bekannt. Dennoch war auch dieses Gebiet mit ein paar interessanten Mineralien (Aragonit, Demantoid, Stilbit) vertreten.

Gold und andere Erze
Gold wurde im Kt. Graubünden an mehreren Orten gefunden: Lukmanierschlucht (Waschgold, Nuggets; Goldkristalle in Klüften), Val Sumvitg (Gold in Quarzgängen) und Calanda (Gold in Quarz, Calcit und Pyrit). Insbesondere die Funde in den letzten zehn Jahren (grösstes Nugget der Schweiz mit 120g, zu besichtigen im Goldmuseum von Siber+Siber in Aathal-Seegräben) und der Fund im Val Sumvitg fanden in den Medien ein grosses Echo. Einige sehr schöne Exponate dazu gab es in der Sonderschau zu bewundern!

Das Silberbergwerk bei Davos kann in den Sommermonaten besucht werden. Die Erzgruben von Falotta und Parsettens (Oberhalbstein) haben ein paar hier das erste Mal entdeckte Mineralien hervorgebracht (=Typmineral) - leider sind diese i.d.R. nur sehr klein und für eine Sonderausstellung zuwenig spektakulär (eine gute Website dazu findet man unter: Die Mangangruben von Falotta und Parsettens).

In einer Vitrine wurden Edelsteine aus Graubünden präsentiert - kleine Kostbarkeiten, im Rohzustand recht unscheinbar - aber geschliffen sind insbesondere die Farben faszinierend - darunter Aquamarine, Rubin u.v.a. (unter anderem von Peter Hablützel, Goldschmied in Interlaken).


Folgende Leihgeber haben zum Erfolg der Sonderschau beigetragen:
Paul Berther, Geschwister Simon Cavegn und Lucia Angela Cavegn, Damian Curschellas, Alex Derungs (Kristalle+Mineralien), Alfons Derungs, Ueli Eggenberger, Peter Hablützel (Pierre Suisse), Röbi Hauser, Kurt Koch, Heini Luginbühl, Richi Meyer & Michael Josuran, Anton Öttl, Jürg Propst, Olivier Roth (Kristalle.ch), Josef Scherer-Pally, Hans-Jakob Siber (Goldmuseum Aathal), Kuno Stöckli, Giusep Venzin, Heinz Wahrenberger, Manfred Walter, ETH-Zürich (Erdwissenschaftliche Sammlung und Ausstellung), Naturmuseum Chur, Naturhistorisches Museum Bern, Uniun Cristallina u.m.a.


Die Bilder:

Die folgenden Bilder stellen eine stattliche Auswahl einiger besonders eindrücklicher Stufen dar - allerdings waren an der Ausstellung über 300 erstklassiger Stufen zu bewundern.
Legende:
L=Länge, B=Breite, H=Höhe, KL=Länge Kristall, BB=Bildbreite.


quarz kristall ein mineral
Letzte Änderung dieser Seite: 03.11.2020 00:58:06
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